Digital Leben – 16.01.20 (Archiv)

Die Kunst, nichts zu tun

Lesedauer: ca. 3 Minuten

 

Gerade nach turbulenten, ereignisreichen Zeiten beschleicht uns alle ab und zu der Gedanke: „Jetzt einfach mal nichts machen!“ Doch das ist einfacher leichter gesagt als getan.
Anlässlich des amerikanischen „Nichts-Tages“ widmen wir uns der beinahe philosophischen Frage, wie man richtig nichts tut.

National Nothing Day – was ist das?

Seit dem Jahr 1973 wird der „National Nothing Day“ von einigen Amerikanern am 16. Januar gefeiert - beziehungsweise nicht gefeiert. Der Kolumnist Harold Pullman Coffin rief diesen Tag ins Leben, um wenigstens einen Tag zu haben, an dem man einfach nur herumsitzen könnte, ohne irgendetwas zu feiern oder zu ehren. An diesem Tag soll man einfach nichts tun – auch nicht den Tag besonders feiern.

Aber ist „nichts tun“ in Abgrenzung zum eigentlichen Alltag nicht eigentlich auch eine besondere Art der Beschäftigung und damit ein Widerspruch?

Der Wunsch nach nichts – eigentlich der Wunsch nach weniger?

Woher kommt eigentlich das Bedürfnis, dem Alltagsstress entfliehen zu wollen und sich vor sämtlichen Verpflichtungen zu drücken?

Der Soziologe Hartmut Rosa hat ein Phänomen benannt, das er als das hauptsächliche Element der Modernisierung bezeichnet: Möglichst viel möglichst schnell und möglichst zur selben Zeit zu stemmen, ist die Definition von „Beschleunigung“. Doch je mehr Aufgaben gleichzeitig anstehen, je effizienter wir Dinge erledigen, desto mehr halsen wir uns auf und haben am Ende noch mehr Verpflichtungen und Druck.

Bei der Betrachtung der beliebtesten Neujahrsvorsätze fürs Jahr 2020 fiel auf, dass viele Deutsche weniger Zeit am Smartphone verbringen wollen, weniger arbeiten wollen, weniger Stress im Leben möchten. Vielleicht ist also der Wunsch nach dem Nichtstun vielmehr der Punkt, an dem das Fass bereits übergelaufen ist und „weniger“ alleine nicht mehr hilft – wir stellen Ihnen daher wertvolle Tipps für einen entschleunigten Alltag vor, damit Sie erst gar nicht an diesen Punkt kommen.

Fünf Tipps zur Entschleunigung

1. Nein sagen – Es klingt so banal und so einfach, doch es fällt uns oft schwer. Ein voll verplantes Wochenende und Gehetze von Termin zu Termin, nur um alle Freunde einmal wieder gesehen zu haben? Lernen Sie, Prioritäten zu setzen und lieber weniger Verpflichtungen zu planen. Dafür können Sie diese dann ausgiebig genießen, da kein Anschlusstermin wartet!

2. Digital Detox – Unsere digitalen Begleiter sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Aber die ständige Erreichbarkeit und die Fülle an Informationen, der wir ausgesetzt sind, führen dazu, dass wir aus Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, nicht richtig abschalten können. Daher: bewusst offline gehen. Schalten Sie die elektronischen Geräte komplett aus und legen Sie sie in eine Schublade.

3. Meditation – Mit einfachen Atem- und Entspannungsübungen fällt das Abschalten leichter. Dazu gibt es mittlerweile viele YouTube-Tutorials oder Blogs. Starten Sie mit einfachen, kurzen Übungen und bauen Sie diese regelmäßig in Ihren Alltag ein. Auch Zwei- Minuten- Pausen können schon viel bewirken.

4. Sport – Regelmäßiger Sport hat einige positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Aber auch für die Psyche ist das Gefühl wichtig, „etwas für sich“ getan zu haben. Gönnen Sie sich regelmäßig eine intensive Sporteinheit!

5. Achtsamkeitsübungen – Sie kennen diese Art der Übungen vielleicht schon vom Hören. Dazu gehört beispielsweise, eine Rosine mit allen Sinnen zu „erfassen“ – hierbei beschäftigen Sie sich mindestens zehn Minuten lang damit, die Rosine zwischen Ihren Fingern hin und her zu rollen, jede Unebenheit der Oberfläche, die Textur, das Gewicht zu erfühlen. Auch langsam barfuß über eine Wiese oder verschiedene Untergründe wie Waldboden, Schotter oder Naturholz zu laufen, ist eine gute Achtsamkeitsübung. Auch wenn Sie sich anfangs etwas albern vorkommen – lassen Sie sich darauf ein und Sie werden vielleicht überrascht sein, wie gut diese Übung Sie von Ihrem Stress entlastet.

Wir wünschen Ihnen viel Erholung beim Nichtstun! 

Artikel teilen